Entwicklung kundenspezifischer Sonderpasten und -tinten

Thema

Pastenentwicklung.
© Fraunhofer IKTS
Pastenentwicklung.

Innovative und spezialisierte Applikationen erfordern maßgeschneiderte Sonderpasten und -tinten, die z. T. nicht auf dem Markt verfügbar sind. Die Gruppe Dickschichttechnik mit Schwerpunkt Functional Printing ist hierfür erfahrener und kompetenter Entwicklungs­partner. Der Entwicklungsprozess funktioneller Pasten und Tinten beinhaltet im Allgemeinen innerhalb eines intensiven Abstimmungsprozesses mit dem Kunden die folgenden Schritte:

 

Projektvorbereitung und Anforderungs­defintion Rohstoffdefinitionen und Formulierungen Herstellung und Charakterisierung der Pasten und Tinten Schichtherstellung und -charakteri­sierung

Projektabschluss

 

•  Funktionelle Eigenschaften

•  Substratmaterialien

•  Verarbeitungs-bedingungen (Drucktechnologie, thermische Prozessierung)

•  Angebot für Entwicklungs­auftrag

•   Pasten- und Tintenformulierung

•   Funktionseigen-schaften: Funk­tionelle Materi­alien, Gläser, Additive

•  Verarbeitbarkeit (Lagerbarkeit, Druckbarkeit, thermische Prozesse): Binder, Lösungsmittel, Tenside

•   Mahlen (PGV) (mehrstufig)

•   Dispergieren (mehrstufig)

•   Rheologische Eigenschaften

•   Druckparameter

•   Thermische Prozessierung

•   Schichtcharak-terisierung nach DIN 41850 (elektrisch, Haftung, Alterung)

•   Schichtmorphologie

•   Mikrogefüge

•   Fachbericht

•   Kostenszenarien

•  Bezug von Sonderpasten und -tinten am Fraunhofer IKTS bzw. Technologietransfer

Nach der Entwicklungsphase stehen die Sonderpasten und -tinten für Applikationstests beim Kunden zur Verfügung und können nach Projektabschluss beim Fraunhofer IKTS bezogen werden. Die Herstellung erfolgt nach DIN / ISO 9001 / 14001. Alternativ kann ein Technologietransfer erfolgen.

Projektvorbereitung / Anforderungsdefinition

In intensiven Diskussionen mit dem Kunden werden die Zielkriterien der zu entwickelnden Pasten oder Tinten herausgearbeitet. Hauptaugenmerk liegt auf den benötigten funktionellen Anforderungen für den geplanten Einsatzzweck. Weitere Zielkriterien betreffen z. B. die einzusetzenden Komponententechnologien, wie Druck- und Einbrenntechnologien, und nicht zuletzt die zulässigen Kosten für die zu entwickelnden Sondermaterialien.

Die Phase der Projektvorbereitung und Definition der Zielkriterien endet mit einem Angebot für einen Entwicklungsauftrag. Nach Auftragserteilung werden die Anforderungsdefinitionen nochmals detailliert und in einem Lastenheft niedergelegt.

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Rohstoffe und Formulierung

In Abhängigkeit der Anwendung können Sonderpasten und -tinten für verschiedenste Substratmaterialien (z. B. Al2O3, AlN, Si3N4, ZrO2, Stahl, Glas, LTCC, HTCC oder Polymerfolien) entwickelt werden.

Durch das gezielte Verdichten und Wechselwirken der verschiedenen anorganischen Pasten- und Tintenbestandteile beim Einbrand werden die funktionalen Schichteigenschaften definiert. Weiterhin werden organische Vehikel ausgewählt, welche die Druckeigenschaften und z. T. die Ausbrandeigenschaften beeinflussen.

Typische Materialien für verschiedene Anwendungen finden Sie in der folgenden, nicht abschließenden Auflistung:

 

Funktionsmaterialien für

  • Leitpasten: Ag, Au, Pt, Cu, AgPd, AgPt, AgPtPd, W, Mo, C
  • Widerstandspasten: AgPd, RuO2, Pb2Ru2O6,5, Bi2Ru2O7, BaTiOx, ZnO
  • Isolationspasten: Glas, Glaskeramik, Glas-Keramikkomposit
  • Sensorpasten: Dehnung, Temperatur (siehe Downloads), pH-Wert (siehe Downloads), Ionenkonzentration

 

Additive zur Steuerung weiterer Schichteigenschaften, z. B. Haftfestigkeit, Temperaturkoeffizient des Widerstands:

  • MnO2, Cu2O, Bi2O3, CoAl2O4, ZnO, SnO2, Fe2O3, Cr2O3, Mn2O3, RuO2, CoO, Co3O4

 

Gläser

(siehe Downloads) zur Haftvermittlung und Stabilitätsverbesserung, etwa:

  • Pb- und Bi-freie oder -haltige Gläser, Glaskeramik, Glas-Keramikkomposite

 

Organische Vehikel für die Verarbeitbarkeit im Dickschichtprozess (z. B. Druckbarkeit, Ausbrennverhalten):

  • Organische Lösungsmittel, phthalatfreie Weichmacher, Benetzungsmittel, Thixotropiermittel
  • Cellulosebasierte Polymere, Polyacrylate

Herstellung und Charakterisierung der Pasten und Tinten

Nicht nur die Eigenschaften der eingesetzten Rohstoffe, sondern auch die Art und Weise, wie die Substanzen miteinander vermischt, d. h. dispergiert werden, beeinflusst die weitere Verarbeitbarkeit der Pasten und Tinten (Drucken, thermische Prozesse) sowie die funktionelle Performance der fertig prozessierten Schichten. Die Gruppe Dickschichttechnik mit Schwerpunkt Functional Printing verfügt über umfangreiche Erfahrungen und Ausrüstungen zur Herstellung funktioneller Pasten und -tinten. Dazu zählen z. B.:

 

Glasherstellung

  • Gemengeherstellung und Schmelze
  • Charakterisierung: Dichte, Glasübergangstemperatur (Tg), dilatometrische Kenngrößen/Erweichungspunkt, Erhitzungsmikroskopie, Korngrößenverteilung

 

Pulveraufbereitung

  • Mahlen mit/ohne Mahlhilfsmittel, Tempern in verschiedenen Atmosphären, Herstellung von Pulvergemengen
  • Charakterisierung: spezifische Oberfläche (BET-Modell) bzw. Korngrößenanalyse, Sinterverhalten und Thermomechanische Analyse und Erhitzungsmikroskopie

 

Dispergieren

  • Dissolver, Planetenmischer, Speedmixer, Mörsermühle, Taumelmischer, Trommelmühle
  • Dreiwalzwerk

 

Charakterisierung rheologischer Kenngrößen von Pasten und Tinten (Kegel-Platte, Platte-Platte, Zylinder-Becher- und Kapillarrheometer, Temperaturen von -20 °C bis +150 °C)

  • Scherbelastungsabhängiges Fließverhalten (10-3…105 s-1)
  • Zeitabhängiges Fließverhalten, Relaxation
  • Untersuchung in Rotation oder Oszillation

Schichtherstellung und -charakterisierung

Für die Herstellung der benötigten funktionellen Schichten steht ein umfangreicher Gerätepark zur Verfügung (verschiedene Druck- und Einbrandtechnologien), der entsprechend der Kundenanforderungen genutzt wird. Verfügbare Drucktechnologien sind beispielsweise Siebdruck (planar, tubular, Hot-Melt) oder Aerosol-Jet-, Ink-Jet-, Gravur-, Dispens- und Dispens-Jet-Druck (siehe Downloads).

Innerhalb der anschließenden Schichtcharakterisierung nach DIN 41850 werden alle relevanten Funktionseigenschaften ermittelt und mit den im Lastenheft definierten Zielkriterien abgeglichen. Dabei werden nach dem Einbrand zahlreiche geometrische, mechanische und elektrische Größen routinemäßig bestimmt, um die angestrebten maßgeschneiderten Eigenschaften der Schichten zu verifizieren und zu optimieren.

Dazu verfügt die Gruppe Dickschichttechnik mit Schwerpunkt Functional Printing über ein umfangreiches Angebot an Messplätzen und Ausrüstungen. Neben den Standardtests (Schichtdicke, Rauheit, Widerstand in Abhängigkeit der Temperatur, Löteignung, etc.) können auch Prozesseinflüsse (z. B. Einbrandvariationen, Siebdrucktoleranzen) gezielt untersucht und verändert werden, um den Effekt auf die resultierenden Schichteigenschaften abbilden zu können.

Elektrische Eigenschaften

Widerstandsmessung.
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Widerstandsmessung.
  • Flächenwiderstand (Rsq), Temperaturkoeffizient des Widerstandes (TKR)
  • Verlustleistung (STOL)
  • Stromtragfähigkeit
  • Übergangswiderstand
  • Isolationswiderstand
  • Dielektrizitätskonstante
  • Dielektrischer Verlustfaktor

Mechanische Eigenschaften – insbesondere bei Leitpasten

Wire-Peel-Test an belotetem Substrat.
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Wire-Peel-Test an belotetem Substrat.
  • Löttauchtest für Lotbenetzung nach DIN 41850(2)
  • Ablegierfestigkeit nach DIN 41850(2)
  • Haftfestigkeitstest mittels Draht-Schälversuch nach DIN 41850(2)
  • Drahtbonden und Draht-Pull- oder Draht-Schertest nach DVS Merkblatt 2811

Geometrische und Gefügeeigenschaften

FESEM Analyse an einem Querschliff.
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FESEM Analyse an einem Querschliff.
  • Optische und mechanische Probenabtastung sowie Licht- und Elektronenmikroskopie
  • Messung und Charakterisieren Schichtdicken und –breiten (Aspektverhältnis), Schichtdickenhomogenität (Rauheit)
  • Bestimmung der Mikrostruktur und Phasenzusammensetzung