Hochleistungskeramik für Gasturbinen

Thema

© Fraunhofer IKTS
Radialturbinenrotor aus Siliciumnitrid für eine Mikrogasturbine.
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Simulierte Temperaturverteilung (oben) und Spannungsverteilung (unten) des Turbinenrotors.

Hochleistungskeramiken finden in Gasturbinen neben diversen elektrischen Anwendungen hauptsächlich als Wärmedämmschutz Verwendung. In Flugzeugtriebwerken und stationären Gasturbinen werden sie in Form von Kacheln oder Beschichtungen auf metallischen Bauteilen eingesetzt und ermöglichen so eine Anhebung der Brenngastemperatur oder einen verminderten Kühlbedarf. Beides führt zu einer Erhöhung des Wirkungsgrades und somit zur Verminderung des Treibstoffverbrauchs und der Schadstoffemissionen.

Mit vollkeramischen Bauteilen kann der Wirkungsgrad von Triebwerken und Gasturbinen noch weiter gesteigert werden. Unter den Keramikwerkstoffen eignet sich dafür besonders Siliciumnitrid. Si3N4 besitzt herausragende thermomechanische Eigenschaften – auch bei sehr hohen Temperaturen.  
 

Leistungsangebot

 

  • Entwicklung speziell angepasster keramischer Werkstoffe für den Hochtemperatureinsatz sowie in oxidativen und korrosiven Atmosphären und Medien
  • Applikationsorientierte Charakterisierung von Werkstoffen und Bauteilen
  • Prototypenentwicklung und Tests unter anwendungsnahen Bedingungen

 

Technische Ausstattung

 

  • Heißgaskorrosionsprüfstand (bis 1450 °C, 100 m/s, mit Wasserdampf angereicherte Atmosphäre) für Untersuchungen unter gasturbinenähnlichen Bedingungen
  • Korrosionsprüfstand für Untersuchungen bis 1200 °C unter Wasserdampfatmosphäre in Anlehnung an ASTM C863-83
  • Werkstoffprüfung für Faserverbundwerkstoffe wie Kreisringtest und Single-Fiber-Push-Out-Test
  • Labor für mechanische Werkstoffprüfung nach verschiedenen Prüfstandards  
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Prüfstand zur Testung der Heißgasstabilität von keramischen Materialien.
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Probe während des Betriebs des Korrosionsprüfstands.

Anwendungsbereiche / Referenzen

 

Rotor für Mikrogasturbinen


Mikrogasturbinen eignen sich besonders, um dezentral und unabhängig Energie zu wandeln. Mit einer Kraft-Wärme-Kopplung können Mikrogasturbinen neben Elektrizität auch nutzbare Wärme bereitstellen. Im Rahmen eines Fraunhofer-Projekts wurde ein Radialturbinenrotor aus Siliciumnitrid für eine Mikrogasturbine mit 30 kWel entwickelt, der Brenngastemperaturen von 1200 °C im Dauerbetrieb erlaubt und damit das Temperaturniveau um ca. 400 K erhöht. Der Siliciumnitrid-Radialturbinenrotor kann mit einem kostengünstigen Verfahren in großen Serien gefertigt werden.

Werkstoffkennwerte Siliciumnitrid für Radialturbinenrotor
Einsatztemperatur 1200 °C
Bruchzähigkeit 6,8 MPa m½
Festigkeit ~ 1000 MPa
Ermüdungsfestigkeit bei 1200 °C ~ 500 MPa
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Triebwerksschaufel aus Siliciumnitrid.

Turbinenschaufeln für Hubschraubertriebwerke


Triebwerke werden stets in axialer Bauweise gefertigt, das heißt ohne Umlenkung des Gasstromes. In solchen Turbinen ist der Rotor in der Regel kein kompaktes Bauteil, sondern ein Ring mit einzeln angebrachten Schaufeln. Innerhalb des Projekts »Life-Cycle-Engineering für Turbomaschinen« wurden keramische Schaufeln für die erste Turbinenstufe eines Hubschraubertriebwerks (Klimov GTD 350) entwickelt und hergestellt. Die angestrebte Einsatztemperatur des Materials betrug 1400 °C.

 

Werkstoffkennwerte Siliciumnitrid für Triebwerkschaufel
Einsatztemperatur 1400 °C
Bruchzähigkeit 6,1 MPa m½
Festigkeit ~ 700 MPa
Ermüdungsfestigkeit bei 1400 °C ~ 450 MPa