Hochwärmeleitfähige Siliciumnitrid-Keramik für die Leistungselektronik

Forschung aktuell

© Fraunhofer IKTS
Gefüge einer Si3N4-Keramik vor (oben) und nach (unten) der Sinteroptimierung.
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Grün- und Sinterkörper aus Si3N4 sowie daraus über Drahtsägen am Fraunhofer CSP hergestelltes Substrat mit einer Dicke von 320 μm.
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Laserscanning-Mikroskopund FESEM-Aufnahme der gesägten Si3N4-Oberfläche.

Siliciumnitrid (Si3N4)-Werkstoffe zeichnen sich durch exzellente mechanische und tribologische Eigenschaften selbst bei hohen Temperaturen aus. Darüber hinaus kann durch Anpassung der Zusammensetzung und Mikrostruktur die Wärmeleitfähigkeit von Si3N4 auf bis 100 W/(m∙K) eingestellt werden. Diese Kombination aus hoher Festigkeit und guter Wärme­leitfähigkeit ist unikal und führt zu einer sehr hohen Thermozyklenbeständigkeit und Lebens­dauer von Si3N4-basierten Substraten. Diese Eigenschaften verbunden mit dem hohen elek­trischen Widerstand und der Spannungsfestig­keit des Werkstoffs nutzt das Fraunhofer IKTS im BMWK-Projekt CuSiN (FKZ: 3ETE025) für die Entwicklung aktiv-gelöteter Kupfer-Siliciumnitrid-Verbunde (active metal brazed-Substrate, AMB) für den Einsatz als zuverlässige Schaltungsträger in der Leistungselektronik.

Im Rahmen einer Werkstoffanpassung im Labormaßstab wurden der Einfluss von Art und Menge der oxidischen Additive sowie der Si3N4-Pulverqualitäten untersucht. Aus kostengünstigen Si3N4-Pulvern mit niedrigem Sauer­stoffgehalt und verringerten Aluminiumverun­reinigungen konnten Werkstoffe mit Wärme­leitfähigkeiten von > 90 W/(m∙K) realisiert wer­den. Die im Labormaßstab entwickelte Granu­latzusammensetzung wurde in den kleintech­nischen Maßstab (10 kg Skalierung) überführt. Aus den gut-pressfähigen Granulaten wurden über uniaxiales oder kaltisostatisches Pressen Blöcke mit den Abmessungen 320 x 230 x 45 mm bzw. 265 x 195 x 60 mm hergestellt. Beim Sintern großer Blöcke müssen Tempera­turgradienten beim Aufheizen und Abkühlen berücksichtigt werden. Mittels Modellierung konnten kritische Spannungen während des Sinterprozesses abgeschätzt und die Sinterpraxis optimiert werden. Aus den gesinterten Blöcken stellte das Fraunhofer CSP in Halle über Vieldrahtsägen 7,5 x 5,5 Zoll-Substrate her. Die erzielten Substrate mit niedriger Rau­heit und hoher Ebenheit bedürfen keiner mechanischen Nachbearbeitung der Substratoberfläche für die nachfolgende Metallisie­rung. Zudem ist die Substratdicke von bei­spielsweise 320 μm bis zu 100–150 μm ziel-genau einstellbar.

Neben der entwickelten AMB-Technologie qualifizierte das Forschungsteam auch Metho­den für die Charakterisierung der Substrate hinsichtlich der Gefüge, der thermischen, mechanischen, elektrischen und dielektrischen Eigenschaften.

Durch weitere Optimierung des Werkstoffs und des Sinterregimes sind Wärmeleitfähigkeiten > 100 W/(m∙K) realisierbar.

Leistungs- und Kooperationsangebot

  • Entwicklung von Nitridwerkstoffen mit applikationsoptimierten Eigenschaften
  • Charakterisierung von Substraten hinsicht­lich mechanischer, thermischer und elektri­scher Eigenschaften