Optische Verformungsfeldmessungen

Thema

In der Elektronik ist die thermische Ermüdung die häufigste Ausfallursache. Für eine fundierte Bewertung der Zuverlässigkeit einer Struktur sind experimentelle Tests zur Fehleranalyse und zur Bestimmung der physikalischen Ursachen von Fehlern notwendig.

Aufgrund immer kürzer werdender Zyklen in der Produktentwicklung und dem daraus resultierenden Zeitdruck bieten ergänzende Simulationen auf Grundlage von Finite-Elemente-Modellen einen erheblichen Vorteil für das Verständnis des Strukturverhaltens. Der Umfang experimenteller Versuche kann damit erheblich eingeschränkt werden. Die virtuelle Umgebung erlaubt sowohl eine Zuverlässigkeitsprognose auf Basis der Berechnungsergebnisse als auch eine Zuverlässigkeitsbewertung in überschaubarer Zeit.

Um die Glaubwürdigkeit der Ergebnisse der FEM-Berechnungen zu bestätigen, wurde am Fraunhofer IKTS die Optical Deformation Unit (ODU) entwickelt. Mit dieser können Verformungsexperimente durchgeführt werden, die eine FEM Modellkalibrierung und -verifizierung ermöglichen.

Ablauf zur Kalibrierung von FEM-Modellen und Verifizierung von optischen Verformungsexperimenten.
© Fraunhofer IKTS
Ablauf zur Kalibrierung von FEM-Modellen und Verifizierung von optischen Verformungsexperimenten.

Versuchsstände zur optischen Vermessung (Optical Deformation Unit 1 und 2)

Es existieren wenige Messverfahren, die thermomechanische Verformungen hochaufgelöst analysieren können. Die digitale Bildkorrelation erlaubt dies. Sie ist ein mächtiges Tool im Tandem mit der Simulation. Das Messprinzip basiert dabei auf der Wiederholung der folgenden Schritte:

  1. Registrierung von Merkmalen in einem Auswertungsbereich des Referenzzustandes (Referenzbild).
  2. Wiedererkennung dieser charakteristischen Merkmale im Messzustand (Messbild).
  3. Quantifizierung der Lage der relevanten Bildausschnitte zueinander über Korrelationsalgorithmen.
  4. Ermittlung der Relativverschiebung der entsprechenden Punkte und deren Umgebung und Verformungsfeldvisualisierung.
Abbildung nach CWM – Veddac 6–Handbuch.
© Veddac 6-Handbuch (modifiziert)
Abbildung nach CWM – Veddac 6–Handbuch.

  • Verifikation von FEM-Modellen durch die gezielte hochaufgelöste Vermessung an präparierten Proben.
  • Analyse der Globaldeformation bei ganzen bestückten Leiterplatten oder Baugruppen.
  • Extraktion von Informationen zur thermischen Ausdehnung (CTE) und Querkontraktion an Bulk-Proben.

 

Optical Deformation Unit 1 (ODU 1, li.): Nutzfläche 35 x 35 mm², Erwärmung bis 180 °C. ODU 2 (re.): Nutzfläche 140 x 200 mm², Erwärmung bis 250 °C.
© Fraunhofer IKTS
Optical Deformation Unit 1 (ODU 1, li.): Nutzfläche 35 x 35 mm², Erwärmung bis 180 °C. ODU 2 (re.): Nutzfläche 140 x 200 mm², Erwärmung bis 250 °C.

Beispielmessung 1: Verifikation eines FEM-Modells anhand eines eingebetteten CR0805 Widerstandes mit ODU 1.
© Fraunhofer IKTS
Beispielmessung 1: Verifikation eines FEM-Modells anhand eines eingebetteten CR0805 Widerstandes mit ODU 1.

Elektronische Baugruppe während des Versuches in der ODU2.
© Fraunhofer IKTS
Elektronische Baugruppe während des Versuches in der ODU2.
Temperaturverlauf in der Kammer und am Prüfling.
© Fraunhofer IKTS
Temperaturverlauf in der Kammer und am Prüfling.
Verformungsfeldanalyse im Einspannbereich.
© Fraunhofer IKTS
Verformungsfeldanalyse im Einspannbereich.