Weltgrößte Membrananlage zur Erzeugung von Reinst-Sauerstoff

Forschung aktuell

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Schematisches Anlagenkonzept der MIEC-Membrananlage.
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Anlage zur Erzeugung von 10 Nm3 O2/h, 0,72 kWh/Nm3 O2.
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Entwicklungsfortschritt von MIEC-Membrananlagen.

Sauerstoff wird industriell in sehr großen Mengen benötigt, z. B. zur Vergasung von Kohle, in der Metallurgie (Stahl, Kupfer, Aluminium) sowie der chemischen Industrie. Zudem ermöglicht die Verbrennung mit reinem O2 eine hocheffiziente CO2-Abtrennung und die Einsparung von Primärbrennstoff. Für kleinere Wärmebehandlungsanlagen ist eine Belieferung mit O2 meist nicht wirtschaftlich, da der Preis mit sinkender Abnahmemenge stark steigt. Die alternative Erzeugung vor Ort mit PSA-Anlagen (Pressure Swing Adsorption) liefert bei relativ hohem Energieverbrauch nur ca. 93 Vol.-% O2, diese Reinheit ist häufig unzureichend. Von einer energieeffizienten und preiswerten Erzeugung reinsten O2 vor Ort würden viele Industrieprozesse profitieren. Das Fraunhofer IKTS entwickelt keramische MIEC-Membranen (Mixed Ionic Electronic Conductor), die bei hoher Temperatur nur für Reinst-O2 permeabel sind. Seit 2009 wurden mehrere Versuchsanlagen mit diesen Membranen realisiert. Das Diagramm zeigt, dass seitdem der O2-Durchsatz der Anlagen erhöht und Energieverbrauch sowie Gerätekosten deutlich gesenkt werden konnten. Seit 2015 verfolgt das BMBF-Projekt MedPROmM das Ziel, den spezifischen Energieverbrauch einer großindustriellen kryogenen Luftzerlegungsanlage (< 0,5 kWh/Nm3 O2, N – Normzustand) zu unterschreiten. Mit Partnern aus der Industrie hat das Fraunhofer IKTS das patentierte Anlagenkonzept (Bild 1) in einer Versuchsanlage (Bild 2) umgesetzt. Während des Baus der Membrananlage ergab sich ein enormer Anpassungs- und Änderungsbedarf der CAD-Konstruktion, da an vielen Stellen neue technische Lösungen erarbeitet werden mussten. Der tatsächliche Energieverbrauch der Versuchsanlage lag mit 0,72 kWh/Nm3 O2 merklich höher als konzipiert (0,46 kWh/Nm3 O2), da sie noch Wärmebrücken am Gehäuse aufwies und einige regenerative Wärmetauscher eine deutlich verminderte Wärmerückgewinnung zeigten. Der Energiebedarf für die O2-Verdichtung (0,2 kWh/Nm3 O2) stimmt jedoch mit dem Zielwert sehr gut überein, der O2-Durchsatz von 9,8 Nm3 O2/h macht die Anlage zur größten ihrer Art weltweit. Bei 8000 Jahresstunden, zehn Jahren Nutzungsdauer und 0,1 €/kWhel ergibt sich ein O2-Preis von 0,43 €/Nm3 O2 für die Anlage. Eine Belieferung mit Flüssig-O2 ist fast doppelt so teuer und würde Zusatzkosten von ca. 29 000 € im Jahr verursachen.

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