Maskenlose, additive Druckverfahren zur Miniaturisierung von Sensoren und Mikroschaltungen

Thema

Die LTCC- und HTCC-Mehrlagentechnologie wird zur Herstellung miniaturisierter keramischer Sensoren und Mikroschaltungen eingesetzt und basiert auf dem Strukturieren keramischer Folien mittels Stanz- und Lasertechnik und deren Funktionalisierung mittels maskenbasierter Druckverfahren wie Sieb- und Schablonendruck. Diese Druckverfahren sind etabliert, zuverlässig und ermöglichen einen hohen Prozessdurchsatz. Bei geringen Stückzahlen bzw. geforderter Flexibilität im Design stellt der Maskendruck jedoch aus Kosten- und Zeitgründen einen signifikanten Nachteil dar. Zusätzlich sind die geometrischen Freiheiten auf flächige, zweidimensionale Komponenten beschränkt und damit der erreichbare Miniaturisierungsgrad limitiert.  

Eine kostengünstige Alternative, mit der sich bereits kleine Stückzahlen und individualisierte Produkte wirtschaftlich realisieren lassen, stellen digitale Drucktechniken wie Inkjet oder Aerosol-Jet dar. Diese Druckverfahren sind komplett additiv und maskenlos, wodurch sie hochflexibel sind. Vergleichsweise große Geometrien, wie Leiterbahnen und Kontaktpads, werden mit dem Inkjet-Verfahren gedruckt, feinskalige Bereiche (< 50 µm) hingegen mit dem Aerosol-Jet-Verfahren. Durch die Kombination beider Drucktechnologien wird zum einen eine großflächige und gleichzeitig präzise Strukturierung der Mehrlagenkeramiken möglich und zum anderen der Aufbau von dreidimensionalen Strukturen.

Eine Besonderheit sind die dielektrischen keramischen Tinten auf Basis von LTCC, welche konventionelle keramische Grünfolien ersetzen. Zur Umsetzung freitragender Strukturen wie Membranen oder Stege werden zudem Opfertinten genutzt. Dadurch steigt die Flexibilität des Fertigungsprozesses, der geometrische Freiheitsgrad und die erreichbare Integrationsdichte. Die Herausforderung liegt hierbei in der Anpassung der Materialien und Prozesse in Bezug auf die Materialkompatibilität und die sinterbedingte Schwindung.

© Fraunhofer IKTS
Maskenloser LTCC-Prozess zur additiven Fertigung von Sensoren und Mikroschaltungen (AJ: Aerosol-Jet-Druck, IJ: Inkjet-Druck).
© Fraunhofer IKTS
Inkjet-gedruckte Vias mit einem Durchmesser von 0,03 mm und darüberliegende Ebene mit konventionell hergestellten, schablonengedruckten Vias (0,3 mm).
© Fraunhofer IKTS
Vergrabene, Aerosol-Jet-gedruckte Mäander (Linienbreite 0,01 mm).
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Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme einer Aerosol-Jet-gedruckten Testpyramide (Höhe ca. 40 µm). Verdruckt wurde eine keramische LTCC-Tinte auf einer dielektrischen Grünfolie.
© Fraunhofer IKTS
Schliffbild des gesinterten LTCC-Aufbaus: Veränderte Mikrostruktur der Aerosol-Jet-gedruckten Schicht (oben) im Vergleich zur dielektrischen Grünfolie (unten).

Ein weiterführendes Ziel ist es, die neuartigen, additiven LTCC-Prozesse für miniaturisierte keramische Mikrosysteme am Beispiel von Sensoren (Druck, Durchfluss, IR und Quantensensorik) und Schaltungen zu demonstrieren.

Druckauflösung von Aerosol-Jet- und Inkjet-Druck auf LTCC-Folien

Parameter
Aerosol-Jet-Druck Inkjet-Druck
Leiterbahnbreite ab ca. 15 µm ab ca. 75 µm
Schichtdicke ca. 1–30 µm (je nach Druckwiederholung und Druckgeschwindigkeit) 1–5 µm
Via-Durchmesser
- ca. 20–50 µm
Druckbare Metallisierungen Silber, Gold, Platin, RuO2-Glas, Kupfer, CuNi Silber, Gold, Kupfer
Druckbare dielektriscche Schichten LTCC, Kohlenstoff, (Carbon Black) Kohlenstoff (Carbon Black)

Leistungsangebot

 

  • Entwicklung hybrider keramischer Sensoren und Mikroschaltungen auf Basis additiver Druckverfahren inkl. geeigneter Tinten
  • Musterherstellung (Kleinserien)
  • Technologietransfer

 

Projektname: Hochauflösende additive Druck- und Fertigungsverfahren zur Herstellung hybrider funktionskeramischer Komponenten (MuSKeL)

Fördergeber: IGF

Projektträger: AiF

Fördernummer: 21339 BG

Laufzeit: 01.01.2021 bis 31.12.2022

Projektpartner:

  • Hahn-Schickard-Gesellschaft für angewandte Forschung e.V.